B-A-C-H
Rezensionen und Beschreibungen
Naxos Deutschland
Dora Deliyska ist eine der erfolgreichsten Pianistinnen der letzten Jahre. Die Bulgarin, die in Wien ihr Zuhause gefunden hat, studierte u.a. bei Stefan Vladar und hat einen beeindruckenden solistischen Karrierestart vorgelegt. Mittlerweile ist sie längst in der internationalen Klavierszene etabliert: Weltweit wird ihr sensibler Anschlag und ihre lyrische Interpretationskultur geschätzt, die neben vollkommener technischer Perfektion einen Wert in die Interpretationspraxis zurück holt, der lange unterschätzt zu sein schien: emotionale Kompetenz. Auf ihrem spannenden Album The B-A-C-H project stellt Deliyska Präludien und Fugen von Johann Sebastian Bach ausgewählten Präludien und Fugen von Dmitri Schostakowitsch sowie Etüden von Frédéric Chopin direkt gegenüber und erzielt damit verblüffende Resultate, wenn klar wird, wie unmittelbar die Musik Bachs die beiden anderen Komponisten beeinflusst hat. Da alles fast ohne Pause attaca ineinander übergeht, ergibt sich der Eindruck eines durchgehenden Kunstwerks, bei dem man manchmal nicht unterscheiden kann, wo die Barockmusik Bachs aufhört und die musikalische Moderne Chopins oder Schostakowitschs beginnt. Eine faszinierende Erfahrung, ein besonderes Album!
09.03.2018
Fono Forum
Die Vorstellung, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Einzelteile ist, wird durch Dora Deliyskas B-A-C-H-Projekt sinnlich erfahrbar. Der in Wien ausgebildeten bulgarischen Pianistin gelingt es, Stücke aus dem ersten Band von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ mit Teilen von Schostakowitschs Präludien und Fugen op. 87 sowie Chopin-Etüden auf so überzeugende Weise miteinander zu kombinieren, dass die Sammlung selbst zu einem kreativen Kunstwerk wird.
Deliyska hat die Stücke genau analysiert, ihre Verwandtschaften und Unterschiede bei der Auswahl minutiös berücksichtigt, sodass beim Hören der Eindruck eines geheimen Bandes entsteht.
Den Beziehungszauber der Detailabfolge entfaltet Dora Deliyska auch bei der Konzeption des Gesamtzusammenhangs. Das in vier Abschnitte aufgeteilte Programm ergibt durch die identischen Tonarten bzw. das Tongeschlecht der Kompositionen die Silbenabfolge B-A-C-H. Bei aller analytisch anmutenden Tüftelei entsteht hier jedoch nie der Eindruck des theoretisch Konstruierten. Die lebendig fließenden Übergänge und die stilistische Feinfühligkeit der Pianistin für die Eigenheiten Bachs, Chopins und Schostakowitschs lassen eine magische Verbindung von drei Komponisten aus drei Jahrhunderten entstehen.
Frank Siebert, August 2018
Falter
Nein, es geht bei diesem „Projekt” nicht nur um Bach. Dessen „Wohltemperiertes Klavier” kombiniert die bulgarische Pianistin mit Schostakowitschs Präludien und Fugen und den Etüden von Chopin. Die Buchstaben B, A, C und H sind zugleich die Tonarten der ausgewählten Stücke und stehen für die Affekte dahinter: Melancholie, Erregung, Ruhe und Leidenschaft. Ein genialer dramaturgischer Griff: Sowohl Ähnlichkeiten als auch Gegensätze dieser Kompositionen lassen sich auf ganz neue Weise entdecken.
Miriam Damev, April 2018
Fidelity
Ein relativ neuer Trend im Konzertleben ist die „verschränkte” Aufführung: Zwei Werke werden nicht nacheinander gespielt, sondern ihre Einzelsätze im Wechsel miteinander. Die dabei entstehenden Korrespondenzen zwischen den Werken und Epochen können beim Publikum so manchen Aha-Effekt auslösen. Besonders beliebt ist da die Vermischung von Bachs Wohltemperiertem Klavier mit Schostakowitschs 24 Präludien und Fugen op. 87, die natürlich Bach zum Vorbild haben. Auch die wandlungsfähige bulgarische Pianistin Dora Deliyska bringt Bach und Schostakowitsch auf ihrem Album zusammen und mischt sie außerdem noch mit Chopin-Etüden (op. 10 und 25). Insgesamt sind es 19 Stücke, die Deliyska zu vier charaktervollen „Suiten” ordnet. Dem Signum „B-A-C-H” folgend, steht die erste „Suite” in b-Moll und B-Dur, die zweite in a-Moll, die dritte in C-Dur und c-Moll, die vierte in h-Moll. Jede dieser vier Stückfolgen besitzt eine überzeugende Logik, Dramaturgie, Dynamik und Spannung und eröffnet verblüffende musikhistorische Perspektiven. Auf Bachs hochchromatischem a-Moll-Präludium BWV 889 (erfrischend schnell gespielt) scheint Schostakowitschs a-Moll-Präludium unmittelbar aufzubauen. Ebenso scheint sich Chopins C-Dur-Etüde (op. 10.1) logisch aus Bachs Präludium BWV 846 zu ergeben. Manche der Stücke gehen direkt ineinander über, beginnen auf dem verklingenden Schlusston des vorigen. Eine wunderbare trans-epochale Hör-Erfahrung.
Hans-Jürgen Schaal, September 2018
Ö1 Radiosendung Des-Cis
Brecht die Hörgewohnheiten auf!
Wie oft hat man Bachs „Wohltemperiertes Klavier” bereits gehört? Und wie unterschiedlich sind sie nicht, all diese Interpretationen! Die Pianistin Dora Deliyska widmet sich auf ihrer neuen CD ebenfalls Bach – jedoch auf komplett andere Art und Weise.
In beinahe akribischer Analyse hat die aus Bulgarien stammende, in Wien lebende Pianistin einzelne Präludien und Fugen aus dem „Wohltemperierten Klavier” von J.S. Bach untersucht, und sie mit jenen von Dmitri Schostakowitsch verbunden. Zusätzlich dazu lässt sie Etüden von Frédéric Chopin miteinfließen.
Dass diese Zusammenstellung keineswegs wahllos erfolgt, zeigt ein wohldurchdachtes Konzept, das hier in der Tat aufgeht: Den Silbenkombinationen B-A-C-H folgend ergeben die Werke dieser scheinbar so unterschiedlichen Komponisten in ihrer Aufeinanderfolge etwas wie ein Gesamtkunstwerk, das einen gänzlich neuen Zugang verschafft und einen Höreindruck verleiht, der überraschen mag.
mit Eva Teimel, 02.05.2018
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